Aachen. «Ich fühle mich schon lange als Teil dieses Landes. Doch nach über 30 Jahren Aufenthalt in Deutschland ist dies ein schöner offizieller Akt. Wie das Tüpfelchen auf dem i.» Mit diesen Worten freute sich Ahmet Kilic über «seine» Einbürgerungsfeier, bei der erstmalig in einem feierlichen Rahmen Aachens neu eingebürgerte Bewohner im Krönungssaal des Rathauses gefeiert wurden.
Ein würdiger Rahmen, der «dem Anlass entsprechend» auf allen Seiten für Anklang sorgte, nicht zuletzt durch die stimmungsvolle musikalische Darbietung der SSB Big Band aus Geilenkirchen.
Kilic ist einer der 617 Menschen aus 35 Staaten, die die Einbürgerungsvoraussetzungen erfüllt und im vergangenen Jahr die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen haben. Ein Schritt, der vielen sicherlich nicht leicht fiel. Und dennoch: «Diese Veranstaltung ist die Bestätigung dafür, dass es die richtige Entscheidung war», so Kilic. Mit Beethovens «Neunter Symphonie» leitete die Big Band unter der Leitung von Christoph Jansen den Tag ein, der «ein freudiger Tag für alle» werden sollte. Denn gerade die Einbürgerung ist ein wichtiges Zeichen für Integration, ein Thema, dass zunehmend und beständig in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Somit ließ es sich auch Oberbürgermeister Dr. Jürgen Linden nicht nehmen, ihre Bedeutsamkeit in seiner Festrede zu betonen und die neuen Bürger herzlich willkommen zu heißen. Nicht nur Zeit und Bedingungen der Einbürgerung hätten diese erfüllt, sondern sie auch mit Herz und Verstand gewollt. Für dieses «Bekenntnis zum Land, zur Stadt» dankte er ihnen, verdeutlichte jedoch schnell, dass mit gewonnenen Rechten, auch Pflichten einhergingen. «Integration ist nicht einfach», sagte Linden und forderte die Anwesenden dazu auf, sich in die Angelegenheiten Deutschlands und Aachens «einzumischen», um somit aktiv ein Teil des Landes und der Gesellschaft zu sein. Wichtig sei dabei besonders das Verständnis Deutschlands als Werte- und Solidargemeinschaft, in der die Würde des Menschen und seine freie Entfaltung sowie die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen und unterschiedlicher Religionen Bestandteile des Grundgesetzes seien. Hierfür müsse sich jeder Bürger einsetzen. Auch eine aktuelle Kontroverse in Politik und Medienwelt erhielt Einzug in die Feierlichkeiten, indem der Oberbürgermeister auf ein Missverständnis hinwies: «Integration ist nicht Assimilation.» Eine deutliche Anspielung auf die Rede des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan. Dass die Eingliederung in den deutschen Staat kein Verlust der kulturellen Herkunft bedeuten muss, weiß auch Kilic. «Ich bin Teil dieses Landes, kann meine Hintergründe aber nicht abschalten. Man kann beides schön kombinieren.» Und somit eine bunte Lebensgemeinschaft bilden, die sich gemäß des Schriftstellers Max Frisch integriert in die eigenen Angelegenheiten einmischt. «Wir freuen uns, dass Sie da sind, dass Sie mitmachen wollen», empfing Linden die Anwesenden nicht als Gäste, sondern als Bürger. «Und wir erwarten viel von Ihnen, denn Sie sind auch Teil des Fortschritts, Teil der Gestaltungskraft.»
Aachener Zeitung, 25. Februar 2008