Geilenkirchen. Auch hierzulande hat jetzt die Vorweihnachtszeit mit viel Glitzer und Glamour, hell erleuchteten Fußgängerzonen und lamettadekorierten Schaufenstern begonnen. Dies hält jedoch keinen Vergleich aus mit dem Rummel, der sich in den amerikanischen Großstädten abspielt. Dabei geht es freilich nicht sehr fromm, sondern ziemlich weltlich zu – und genau diese Atmosphäre wollte die SSB Bigband Geilenkirchen zuletzt auch in ihrem Konzert in der Anita-Lichtenstein-Gesamtschule einfangen.
„Happy X-mas“, lautete der Titel des Programms, gewissermaßen eine Reverenz vor der Mentalität jenseits des „Großen Teiches“, wo man – getreu dem Motto „Time is money“ – Zeit ist Geld – das Wort Christmas schon gar nicht mehr ausschreibt. Bezeichnenderweise wird dort auch der zweite Weihnachtstag gar nicht mehr gefeiert. Die große Show läuft vor den Feiertagen – und in diesem Sinne wurde sehr rhythmisch und elanvoll mit „Hark, the herald angels swing“ begonnen.
Konsequenterweise erschien auch das Weihnachtslied „Ihr Kinderlein kommet“ in einer Jingle-Version. Aber den Text durfte man wörtlich nehmen, denn nun hatten in der Tat die Kinder ihren Auftritt. Der Nachwuchs der Big-Band-Mitglieder erschien in passender Berufskleidung und intonierte klangschön den bekannten Schlager „In der Weihnachtsbäckerei...“ Danach führte „Rudolph, the red-nosed reindeer“ und „Rocking around the Christmas tree“ wieder in die Neue Welt zurück. Lyrischer wurde es dann bei „The first noel“, wo mit dezenter rhythmischer Untermalung das alte englische Weihnachtslied vorüberzog.
Köstliche Dialekt-Version
Überraschenderweise bekam das Publikum aber auch „Kölsche Tön“ zu hören: Band-Leiter Christoph Jansen trug in zwei Abschnitten eine köstliche Dialekt-Version des Weihnachtsevangeliums vor und machte abschließend den durchaus bedenkenswerten Vorschlag, diese Fassung auch einmal in der Kirche zu Gehör zu bringen.
Im nachfolgende „White Christmas“ trat Celine Pradella als Solistin auf und setzte mit ihrem lyrischen Alt musikalisch überzeugende Akzente. Einen Ausflug nach Lateinamerika brachte der „Little drummer boy“, der von dem reizvollen Kontrast zwischen den ruhigen Bläserakkorden und dem hämmernden Bolero-Rhythmus des Schlagzeuges lebte.
Engel auf den Feldern
Auch die nächsten Stücke verarbeiteten bekannte Weihnachtslieder: „Mary‘s boy Child“ wurde zuerst durch Harry Belafonte bekannt, hinter „Gloria in excelsis“ verbarg sich die Weise „Engel auf den Feldern singen“, die schon im 17. Jahrhundert in England und Frankreich verbreitet war.
Der Jingle „Alle Jahre wieder“ bereitete dann einen weiteren Gastauftritt vor: Die „Romantic Tomcats“ , zum Teil aus der SSB Big Band hervorgegangen, gaben sich mit Tenor-Saxophon, E-Gitarre und Kontrabass die Ehre.
Ihr Vortrag war allerdings keineswegs romantisch, wie man vielleicht aus dem Namen hätte schließen können. Denn gleich bei den Anfangstakten forderten sie die Zuhörer zum Klatschen auf und legten einige fetzige, stürmisch applaudierte Rock‘n‘Roll-Nummern hin.
Unmittelbar vor Beginn des Konzertes hatte es draußen zu schneien begonnen. Da bildete „Winterwonderland“ den idealen Einstieg in den zweiten Teil des Abends, der sich mit „Joy to the world“, „Let it snow“ und „Sleigh ride“ unter der sicheren und dynamischen Leitung von Christoph Jansen fortsetzte. Eine spanische Anleihe bildete das Volkslied „Feliz Navidad“, während der „Nutcracker Rock“ einen modernen Aufguss aus dem berühmten Ballett von Tschaikowski darstellte. „Sugarplum Rock“ erinnerte an das zur Zeit reichliche Angebot an Leckereien in den Supermärkten – und auch in der Aula der Gesamtschule waren an diesem Abend viele Teller aufgestellt, an denen man sich das Leben versüßen konnte.
Mit Pomp in den Saal
Und zu einer richtigen amerikanischen Weihnacht gehört selbstverständlich auch der Weihnachtsmann: Unter den schmetternden Klängen von „Santa Claus is coming to town“ zog er mit großem Pomp in den Saal ein. Die „Romantic Tomcats“ intonierten ihm zu Ehren den Jingle „Stille Nacht“, die Big Band die farbig funkelnde „Blue Christmas“, bevor der Mann mit dem weißen Bart und dem roten Mantel mit „Santa Claus is back to town“ wieder verabschiedet wurde.
Den Schlusspunkt unter ein mitreißendes Konzert setzten dann „Jingle Bells“ und als Zugabe noch die „Happy Christmas“, das Motto dieses Abends.